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Kapitel 2 - Der kleine Druide und die Ringelblumen

Aktualisiert: 25. Okt. 2024



© Illustration Emilien Dumoulin Chaparu

Riwal wälzt sich in seinem Bett (wenn man das ein Bett nennen kann...)

Spät abends nach dem Fest hat er wieder zu seiner Hütte gefunden und in einer Ecke war das Bett gestanden.

Er war zu müde gewesen, um sich darum zu kümmern, ob die Matratze bequem war und ob das Bett ein Laken hatte oder nicht. Aber so ungemütlich wie er lag, schwor er sich, dem am nächsten Morgen abzuhelfen. Aus dem Bett muss etwas Bequemeres gemacht werden. Schliesslich schlief er doch ein und träumt unruhig.

Er befindet sich wieder im Wald, diesmal ohne das Eichhörnchen und Panik ergreift ihn, da es auf einmal dunkel und bedrohlich ist.

Auch die Brennesseln findet er nicht wieder.

Andauernd steht er ratlos an einer Kreutzung und hat wie am Vortag das ungute Gefühl, im Kreis zu laufen.

In Gedanken versucht er sich an die Sprüche zu errinern, die ihm seine Grossmutter für solche Fälle beigebracht hat.

Seine Grossmutter war auch Druidin gewesen und sie war die erste, die bemerkt hatte, dass er mit Tieren reden konnte.

Ohne sie hätte er nie gewusst, dass es etwas ausserhalb seines Alltags bei sich zu Hause geben konnte.

Aber jetzt wo er sich in diesem Alptraum ohne Ausweg befindet, sehnt er sich nach Omas Küche mit den beschrifteten Gläsern und der greisgrämigen Eule Flynn zurück.

Oma wusste immer weiter und hatte immer einen Notfall-Tee auf dem Herd stehen.

Der Alptraum bringt ihn wieder auf den dunklen Weg zurück und ihm fällt endlich der Spruch wieder ein :

« Wer heilen will muss bereit sein, schwierige Wege zu gehen. Mit reinem Herzen bin ich jetzt bereit, dass Du mir jetzt den Weg zeigst.

Ich bin in innerer Ruhe und schwinge auf hoher Frequenz. Ich habe mich mit mir selbst verbunden und bitte Dich, Enya dass Dein Licht mich sicher über alle Wege führt. Bitte zeige Dich Enya »


Auf einmal blühen am Wegrand überall gelbe und orangene Flecken auf. Der Wald erhellt sich und ein Blütenteppich bildet sich an der Kreuzung und zeigt ihm die Richtung.

Er folgt den Blumen und beim genaueren Hinsehen wird ihm klar, dass es sich um Ringelblumen handelt.

Riwal fühlt jemand neben sich oder um sich, es ist schwer zu sagen. Und dann sieht er sie. Sie sieht aus wie eine Sonnenkönigin, sie trägt ein Falkengewand aus schillernden Federn, hat rotgoldenene Haare und einen durchdringenden blau-grünen Blick. Um den Hals trägt sie ein Halsband aus goldgeschmiedeten Ästen, das mit Berndstein und getrockneten Blüten geschmückt ist.

« Wer ruft nach Enya ? » fragt sie mit einer tiefen melodischen Stimme

Kleinlaut antwortet er : « Ich bin es, Riwal, Enkel der Soazic, dritter der Familie der Druiden »

« Gegrüsst seist Du Riwal. Wenn Du aus dem Geschlecht der Soazic bist, wie kommt es, dass Du mich nach dem Weg fragst ? »

« Ich bin in der normalen Welt aufgewachsen und habe nicht viel Gelegenheit gehabt, von dem Familienwissen Gebrauch zu machen »

« Gut, dann helfe ich Dir dieses Mal mit der Ringelblume weiter. Sie steht für Licht und Schutz. Sie heilt Wunden und erhellt das Gemüt. Ihr Rauch erhöht Hellsicht und schärft Deine Sinne. Du kannst Dich immer auf sie verlassen.

Nenne Sie wie Du willst : Ringelblume, Kalenderblume, Goldblume oder Studentenblume aber vergisst nicht : Treue und Gerechtigkeit sind ihr Leitfaden. Sie liebt Ihre Freiheit und ist nur auf der Wiese schön. In der Vase vergeht sie schnell. Du darfst sie nicht einengen.

Ihr Tee hilft bei Geschwüren inner und äusserer Art und reinigt das Blut. Freundin Deiner Leber und schweren Beinen ist sie immer gut zu brauchen.

Folge dem Blütenmeer und Du wirst wieder friedlichen Schlaf finden. Morgen kannst Du Dich an alles erinnern und wir werden uns bald wiedersehen."

"Ringelblume, Kalenderblume, Goldblume... "wiederholt er und versinkt immer mehr in den Blütenteppich. Der Duft lullt ihn ein und er findet endlich den wohlverdienten Schlaf.


Bumm, bumm, bumm, es scheppert und hämmert gegen die Haustür.

Er schreckt auf und knallt mit dem Kopf gegen den Bettpfosten.

« Mein Kopf wird wirklich nicht verschont bei dieser Ausbildung » brummt Riwal ärgerlich

« Ja, wer ist da ? »

« Ich bin es das Eichhörnchen Juna » und schon steht es vor seinem Bett.

« Ich habe Dir doch gesagt, wir haben viel Arbeit heute ! Was ist denn mit Deinem Kopf passiert ? Du hast ja eine riesen Schramme !»

« Ich habe mir gerade den Kopf angeschlagen, hättest Du nicht so willd and die Tür gehämmert und mich aus dem Tiefschlaf gerisssen, wäre alles in Ordnung »

« Ts, ts, ts Tiefschlaf...so viele Brennesselkekse wie Du gestern gegessen hast, kann ich gar nicht glauben, dass Du es bis zu Deinem Bett geschafft hast ! »

« Natürlich habe ich fest geschlafen, ich war todmüde gestern und ich habe sogar geträumt ! »

Ensetzt schaut das Eichhörnchen Riwal an :

« Geträumt ?! Schon am ersten Abend ? Und ich wollte Dich erst noch darauf vorbereiten, eh Du dem ersten Lehrer gegenübertrittst...»

« Lehrer ?  Aber das war doch nur ein Traum, wer hat hier von Unterricht geredet ?!»

« Natürlich ist es Unterricht ! Als Druide musst Du bereit sein zu lernen, wie auch immer sich der Lehrstoff zeigt. Und Götter zeigen sich nun mal nur in Träumen. »

Ungemütlich rutscht Riwal in seinem Bett herum und hätte sich am liebsten unter der Bettdecke verzogen.

« Das heisst, ich habe wirklich mit Enya geredet ? »

« Beim heiligen Melin, sag mir es ist nicht Dein Ernst, Du hast Enya gerufen ?! Die Muttergöttin, Göttin der Falken und Feen, hättest Du nicht mit einem kleinen Götterboten anfangen können ?»

Das Eichhörnchen redet nur noch mit sich selber so ausser sich ist es.

Riwal steht auf und tapst durch die Hütte.

Hier muss doch irgenwo die Hausapotheke sein ? Alles ist Unordnung, er stösst gegen Kisten und Kästen. Staub fliegt auf und hustend nimmt er sich vor, die Hütte wohnlicher zu machen. Doch erst muss er seine Wunde am Kopf versorgen.

Endlich stösst er auf eine Truhe mit vielen Schubladen. Jede Schublade enthält entweder Fläschchen, lose Kräuter oder Salbendosen. Manchmal auch nur Asche oder Staub, da ist er sich nicht sicher.

Eine der Schubladen leuchtet fast von alleine, als er sie aufzieht, findet er ein Salbendöschen mit der Aufschrift « die Aua-Salbe » und da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Auf dem Deckel ist eine Ringelblume gemalt.

« Wie hat Enya gesagt : Sie heilt Wunden innerlich und äusserlich. Das wird meinem Kopf guttun »

Er findet ein Fläschchen hochprozentigen Alkohol und säubert seine Schramme am Kopf. Dann verteilt er vorsichtig etwas von der Salbe darauf. Dann findet er in einer Schublade « Beinwell-Pflaster » Es sind flaumige Blätter und er klebt eins mit etwas Salbe auf die Wunde.

« So » sagt Riwal zu dem Eichhörnchen, « jetzt bin ich bereit für den Unterricht »

Schmuntzelnd erwidert das Eichhörnchen « ich glaube, die Ringelblumen-Lektion beherrschst Du schon... »


-----Fortsetzung folgt-----

 
 
 

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Daniela Kretschmer - Heilpraktikerin- Nähe Lyon/ Frankreich - genaue Adresse: 159 route de la vallée- 69380 Chessy les Mines- Kontakt: daniela.herbaliste@gmail.com

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